Schmerz gehört zum Leben.

Jeder von uns kennt ihn – körperlich, emotional, akut oder chronisch. Und doch fällt es uns schwer, ihn wirklich zuzulassen. Stattdessen versuchen wir, ihn zu vermeiden, zu kontrollieren oder ganz loszuwerden. Die Grinberg Methode® schlägt einen anderen Weg vor: Schmerz nicht bekämpfen, sondern bewusst erleben – und dadurch das damit verbundene Leiden transformieren.

Schmerz: Feind oder Wegweiser

Die Grinberg Methode betrachtet Schmerz nicht als Gegner, den es zu besiegen gilt, sondern als ein Signal des Körpers, das Aufmerksamkeit fordert. Er zeigt, dass etwas gesehen, gespürt oder verändert werden will. Doch statt hinzuhören, spannen wir unsere Muskeln an, halten den Atem an oder lenken uns ab – oft unbewusst und über Jahre hinweg.

Diese automatischen Reaktionen verstärken das Leiden. Der Schmerz wird nicht weniger – im Gegenteil: Er verfestigt sich. Was ursprünglich eine körperliche Reaktion war, wird zu einem psychischen Dauerzustand.

Chronischer Schmerz, ein gesellschaftliches Thema.

Rund jeder Fünfte in Europa leidet unter chronischen Schmerzen – oft über Jahre hinweg. Rückenschmerzen, Migräne, Menstruationsbeschwerden oder emotionale Schmerzen nach Verlusten beeinträchtigen unser Leben tiefgreifend: Schlaf, Beziehungen, Leistungsfähigkeit, Lebensfreude – alles leidet mit.

Die Grinberg Methode fragt: Wie gehen wir mit diesem Schmerz um? Und was wäre, wenn wir lernen könnten, anders zu reagieren?

Die Kraft der Aufmerksamkeit.

Im Zentrum der Methode steht die Schulung der Körperaufmerksamkeit. Nicht die Ursache des Schmerzes steht im Fokus, sondern die Reaktion darauf:

  • Was tue ich, um den Schmerz zu vermeiden?
  • Welche Haltung nehme ich unbewusst ein?
  • Wie atme ich, wie spanne ich meine Muskeln an?

Durch gezielte Anleitung, Berührung und Wahrnehmungstraining lernen Menschen, ihre automatische Reaktion auf Schmerz zu erkennen – und schrittweise zu stoppen. Dadurch wird Energie freigesetzt, die vorher in Widerstand gebunden war. Der Körper kann sich wieder regulieren, erholen und heilen.

Blumenstrauß vor blauer Wand

Schmerz umwandeln, statt zu unterdrücken.

Das Ziel ist nicht, den Schmerz zu „wegzumachen“, sondern das Leiden zu reduzieren. Und genau darin liegt die eigentliche Transformation: Wenn wir aufhören, gegen den Schmerz zu kämpfen, kann etwas Neues entstehen – mehr Lebensqualität, mehr Kraft, mehr Selbstbestimmung.

In einer Sitzung nach der Grinberg Methode lernen Sie:

  • Ihre Reaktionen auf Schmerz zu beobachten
  • Verspannungen und automatische Muster zu stoppen
  • Den Körper „arbeiten zu lassen“, statt ihn zu kontrollieren
  • Mit Angst und Anspannung achtsam umzugehen

Das Setting ist körperbasiert, individuell angepasst und wirkt durch direkte Erfahrung – nicht durch Theorie. Ich begleite Sie dabei, wieder in Kontakt mit sich und Ihrem Körper zu kommen. Die Methode ergänzt klassische Behandlungsmethoden, durch bewusste Selbstwahrnehmung.

Schmerz als Lernweg.

Schmerz ist unangenehm – keine Frage. Aber manchmal lädt er uns auch ein, innezuhalten. Hinzuhören. Uns neu auszurichten. In der Therapie darf Schmerz Raum bekommen – nicht um ihn zu verstärken, sondern um ihn zu verstehen. Und vielleicht, um ihn Stück für Stück zu transformieren.

Schmerz ist nicht das Ende – er kann ein Anfang sein. Ein Weg zu mehr Bewusstheit, Selbstwirksamkeit und innerem Wachstum. Die Grinberg Methode öffnet die Tür zu einem neuen Umgang mit Schmerz: achtsam, körperlich verankert und transformierend.

„Schmerz ist der Lehrer, den niemand will – und der uns jedoch viel lehren kann.“

anonym

Fallbeispiel: „Anna“ – Wenn Schmerz zur Stimme des Körpers wird

Anna, 46 Jahre alt, kommt wegen chronischer Rückenschmerzen in die Praxis. Seit über acht Jahren lebt sie mit wechselnden Beschwerden im Lendenbereich. Verschiedene Behandlungen – Physiotherapie, Schmerzmittel, Yoga – brachten zwar kurzfristige Erleichterung, aber nie nachhaltige Veränderung. Besonders belastend ist für sie, dass der Schmerz oft „aus dem Nichts“ auftritt – und sie sich dadurch ohnmächtig fühlt.

Der Einstieg: Ablehnung des Schmerzes.

In den ersten Sitzungen zeigt sich schnell, wie sehr Anna ihren Schmerz ablehnt. Sobald der Schmerz auftritt, spannt sie die Schultern an, hält den Atem an und zieht den Bauch ein. Ihre Aufmerksamkeit geht „nach oben“, in den Kopf – Gedanken kreisen: „Ich muss da durchhalten“, „Das darf nicht sein“, „Ich funktioniere sonst nicht.“

Der Körper wird zum Schlachtfeld. Emotionen wie Angst und Wut sind da, aber sie dürfen keinen Platz haben. Anna hat gelernt, „tapfer“ zu sein – Gefühle zeigen war nie willkommen.

Der Wendepunkt: Hingabe statt Kontrolle

Im Verlauf der Sitzungen lernt Anna, ihre Reaktionen auf den Schmerz zu beobachten – statt sofort in Abwehr zu gehen. Eine zentrale Übung: den Schmerz bewusst spüren, nicht bewerten, nicht kontrollieren. Sie beginnt, sich die Erlaubnis zu geben, einfach da zu sein mit dem, was ist – auch wenn es unangenehm ist.

In einer Sitzung erlaubt sie sich zum ersten Mal, bei der schmerzhaften Stelle im Rücken zu bleiben – ohne Ablenkung. Plötzlich kommen Tränen. Alte Bilder tauchen auf: das Gefühl, als Kind oft „zu viel“ gewesen zu sein, keinen Raum für Schwäche gehabt zu haben. Der Schmerz bekommt eine Geschichte. Keine psychologische Erklärung, sondern ein tiefes Körpererinnern.

Die Transformation: Vom Widerstand zur Verbindung

Im Laufe der nächsten Wochen verändert sich Annas Beziehung zum Schmerz grundlegend:

  • Körperlich: Die Schmerzintensität lässt nach. Nicht weil er „weggemacht“ wird, sondern weil der Körper nicht mehr gegen sich selbst arbeitet.
  • Emotional: Anna fühlt mehr – nicht nur Schmerz, sondern auch Lebendigkeit, Wärme, Weichheit. Traurigkeit darf da sein. Und auch Wut.
  • Mental: Ihre Gedanken werden ruhiger. Sie ist weniger im Modus „Was ist falsch mit mir?“ und mehr in einem inneren Raum von Annahme und Präsenz.

Sie beschreibt, dass sie sich „zum ersten Mal in ihrem Leben mit ihrem Körper so verbunden“ fühlt – nicht als Maschine, die funktionieren muss, sondern als fühlendes Wesen.

Die Rolle der Emotionen

Emotionen sind in diesem Prozess keine Störung, sondern ein wesentlicher Schlüssel. Schmerz ist oft „eingefrorene“ Energie verbunden – und wenn er gespürt werden darf, lösen sich auch Gefühle, die lange gehalten wurden. In Annas Fall war es die unterdrückte Trauer und der Wunsch nach Schutz, die sich im Rückenschmerz festgesetzt hatten.

Indem sie sich selbst erlaubt, zu fühlen – auch das Unangenehme –, beginnt eine echte Veränderung. Nicht durch Analyse, sondern durch das Erleben.

Fazit: Heilung durch Erleben – nicht durch Vermeidung

Was bei Anna geschieht, ist kein Wunder – sondern ein natürlicher Prozess, wenn Körper und Aufmerksamkeit wieder zusammenarbeiten dürfen. Wenn der Kampf gegen den Schmerz endet, beginnt eine neue Beziehung zum eigenen Körper und zum Leben.

Die Grinberg Methode bietet dafür einen klaren, erfahrungsbasierten Rahmen. Sie zeigt: Schmerz ist nicht unser Feind. Er ist eine Einladung – zu Veränderung, Tiefe und echter Präsenz.

„Es geht nicht darum, Schmerz zu vermeiden, sondern , ihm mit Würde zu begegnen.“

Steffen Arndt

Quelle

http://www.grinbergmethod.com/pdf/Schmerz_umwandeln.pdf

Hinweis: Dieser Artikel beruht auf fachlicher Erfahrung und reflektiert eine körpertherapeutische Perspektive. Die genannten Quellen dienen der Vertiefung und Anregung.

Portraet eines Mannes in Berlin, der Koerpertherapie anbietet.

Über den Autor

Steffen Arndt ist Heilpraktiker für Psychotherapie und Physiotherapie mit über 20 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit körperlichen und seelischen Beschwerden.

In seiner Arbeit verbindet er fundiertes Wissen aus Anatomie, manueller Therapie und somatischer Psychotherapie. Seine Schwerpunkte liegen in der Arbeit mit Trauma, psychosomatischen Beschwerden sowie Depression und Angstzuständen.

Was ihn auszeichnet: Achtsamkeit, Klarheit – und die Überzeugung, dass nachhaltige Veränderung dort beginnt, wo der Körper mit einbezogen wird.